Dicke Beine, hervorstehendes Gesäss – oft wird das Lipödem fälschlicherweise als Übergewicht oder Fettleibigkeit eingestuft. Ein Lipödem hat aber nichts mit Übergewicht zu tun. Lipödeme sind das Ergebnis einer pathologischen Ansammlung von Fettzellen in den Extremitäten. In der Regel sind die Beine betroffen. Da Lipödeme fast ausschliesslich bei Frauen auftreten, gehen Experten von hormonellen Ursachen aus.
Trotz bewusster Ernährung und körperlicher Betätigung nehmen die betroffenen Frauen in der Regel an Gewicht in den Beinen und/oder seltener in den Armen zu. Die vermehrte Ansammlung von Fettzellen kann durch Kalorienreduktion nicht verringert werden.
Lipödeme wurden noch nicht erschöpfend erforscht. Eines ist jedoch sicher: Diese chronische Krankheit wird nicht durch falsche Ernährung oder übermässige Nahrungsaufnahme verursacht. Experten vermuten eine genetische Veranlagung sowie hormonelle Auslöser.
Ein Lipödem beginnt häufig in der Pubertät. Orale Verhütungsmittel, Schwangerschaft und Wechseljahre scheinen jedoch ebenfalls Auslöser zu sein. Bei Männern wurden lipödemartige Veränderungen nur in Zusammenhang mit hormonell aktiven Therapeutika, ausgeprägten Hormonstörungen (z.B. Hypogonadismus) oder Leberzirrhose beschrieben.
Beim Lipödem unterscheiden wir 5 Haupttypen, wobei die Typen 1 bis 3 am häufigsten sind. Es ist wichtig zu beachten, dass bei einzelnen Patientinnen und Patienten eine Kombination mehrerer Typen auftreten kann:
Experten unterteilen das Lipödem in drei Stadien. Die Symptome eines Lipödems können von Person zu Person sehr unterschiedlich sein – beispielsweise erreichen nicht alle Patientinnen das dritte Stadium.
Stadium I: Die Haut erscheint glatt. Bei Druckausübung gleichmässig verdicktes Unterhautgewebe mit weicher Beschaffenheit.
Stadium II: Die Haut weist eine unregelmässige Textur auf, die der Haut einer Orange ähnelt. Subkutane Knötchen unterschiedlicher Grösse sind tastbar.
Stufe III: Die Volumenvergrösserung des subkutanen Fettgewebes ist mit grösseren und stärker ausgeprägten Verhärtungen weiter fortgeschritten als im Stadium II. Deformierte Fettablagerungen führen zu massiv unförmigen Extremitäten.
(Stadium IV: Umfasst das Vorhandensein eines Lipo-Lymphödems)
Krankheitsmechanismen umfassen:
Da die Ursachen für die Entstehung von Lipödemen nicht eindeutig geklärt sind, gibt es auch keine vorbeugenden Massnahmen.
Übergewicht kann die Symptome verschlimmern und das Fortschreiten der Krankheit begünstigen. Daher kann eine gesunde Ernährung einen positiven Einfluss haben.
Wurde bei Ihnen ein Lipödem diagnostiziert? Der Verlauf dieser chronischen, fortschreitenden Erkrankung ist sehr individuell und unvorhersehbar. Daher werden zur Behandlung mehrere therapeutische Ansätzen eingesetzt, die nach Bedarf kombiniert werden sollten.
Die manuelle Lymphdrainage hilft, die Lymphgefässe zu aktivieren und die Lymphflüssigkeit schneller abfliessen zu lassen. Dadurch werden Schwellungen reduziert. Auch die Verwendung von Kompressionsprodukten hilft, um die Entwicklung von Schwellungen und das Schmerzgefühl zu verringern. Bewegung und Hautpflege sind ebenfalls wichtige Bestandteile der Physiotherapie.
Bewegung, beispielsweise Spazieren, Schwimmen oder Wandern, ist gut für Körper und Geist und lindert Beschwerden.
Mit einem Lipödem zu leben, kann eine erhebliche psychische Belastung mit sich bringen. Betroffene können das Ziel von abfälligen Bemerkungen werden: weniger essen, mehr trainieren... Aussagen wie diese können das Selbstwertgefühl weiter verringern und der Stress kann zu Depressionen sowie Essstörungen führen. Eine Person mit Lipödem kann sich in Bezug auf ihr Aussehen unsicher fühlen und ihr Selbstwertgefühl verlieren. In einigen Fällen können diese Gefühle zu Depressionen, Essstörungen und anderen psychischen Problemen führen. Psychotherapie kann empfehlenswert sein, um Bewältigungsfähigkeiten aufzubauen.
Eine Operation ist angezeigt, wenn trotz sorgfältiger konservativer Behandlung die Symptome anhalten oder sich sogar verschlimmern. Gegebenenfalls sollte krankhafte Fettleibigkeit vor der Fettabsaugung therapeutisch behandelt werden. Nach der Fettabsaugung sollten Patientinnen mehrere Wochen lang Kompressionsprodukte tragen.
Chirurgische Eingriffe sind indiziert, wenn – trotz sorgfältiger konservativer Behandlung – die Symptome anhalten oder wenn klinische Befunde und/oder Symptome fortschreiten.
Gegebenenfalls sollte krankhaftes Übergewicht vor der Fettabsaugung therapeutisch behandelt werden. Nach der Fettabsaugung sollten Patienten mehrere Wochen lang Kompressionskleidung tragen.