Ein Lymphödem ist ein Krankheitsbild, bei dem sich lokal Flüssigkeit ansammelt und das Gewebe anschwillt. Verursacht wird das Lymphödem durch ein beeinträchtigtes Lymphsystem. Dies führt zu einer Schwellung in einem oder mehreren Gliedmassen. Ein Lymphödem kann jedoch auch in anderen Körperteilen auftreten, z.B. im Hals, im Genitalbereich, im Leistenbereich, im Gesicht usw. Etwa ein Viertel bis ein Drittel der Lymphödemfälle haben eine primäre (z.B. genetische) Ursache, die zu einer Beeinträchtigung des Lymphsystems führt. Die Wahrscheinlichkeit, ein primäres Lymphödem zu entwickeln, ist bei Frauen sechs- bis zehnmal höher als bei Männern.
Ein sekundäres Lymphödem tritt auf, wenn ein «externer» Grund für die Schädigung des Lymphsystems verantwortlich ist, z.B. Krebs, Krebsbehandlung, Operation, Infektionen usw.
Hier erfahren Sie, was Sie über Lymphödeme und deren Behandlung wissen sollten und warum die Kompressionstherapie in der Behandlung unerlässlich ist.
Das Lymphsystem ist ein grosses Netzwerk von Lymphgefässen und Lymphknoten und spielt eine wichtige Rolle beim Transport von Lymphflüssigkeit, bei der Immunfunktion, der Flüssigkeitshomöostase, der Blutreinigung und der Blutfilterung.
Das Lymphsystem ist unsere Einheit für «Abfallentsorgung und Recycling». Es transportiert Abfallprodukte und Giftstoffe aus dem Körper. Zu den Abfallprodukten des Körpers gehören Proteine, Stoffwechselprodukte, Entzündungsprodukte und Fett aus der Bauchhöhle.
Die Lymphgefässe, die wie ein Netz über den ganzen Körper verteilt sind, transportieren eine klare Flüssigkeit, die Lymphe genannt wird, zum Ductus thoracicus, der an den venös-lymphatische Mündungsstellen im Hals in den Blutkreislauf abfliesst.
Lymphe wird aus der Flüssigkeit gebildet, die aus dem Blutkreislauf gefiltert in das Interstitium gelangt und von den blinden Lymphkapillaren aufgenommen wird. Die Lymphe besteht aus Interzellularflüssigkeit, Proteinen (kleiner als Albumin), Fibrinogen und anderen Gerinnungsfaktoren, kleinen Molekülen und Ionen des Serums und Interstitiums, Leukozyten, Immunglobulinen, Fett in Form von Chylomikronen, Zellresten, Abfallprodukten und Bakterien.
Das Lymphsystem ist für den grössten Teil der Flüssigkeitsaufnahme aus den Zwischenräumen verantwortlich. Diese Flüssigkeitsaufnahme führen die initialen Lymphgefässe durch, mit blinden Enden und epithelialer Auskleidung versehene Gefässe mit gefensterten Öffnungen. Sie erlauben den Eintritt von Flüssigkeiten und Partikeln, die die Grösse von Zellen oder Proteinen haben können, die kleiner als Albumin sind.
Die Flüssigkeiten werden dann in Präkollektoren gesaugt und gepresst. Die Lymphkollektoren und zunehmend grössere Lymphgefässe haben ein System von Lymphklappen sowie Lymphangiome (z. B. vergrösserte Einheiten mit glatten Muskelzellen zwischen zwei Lymphgefässen).
Durch die aktive Kontraktion der Lymphangiome und den eingeschränkten Rückfluss der Lymphe aufgrund der Lymphknoten wird die Lymphe in proximaler Richtung durch die Lymphgefässe und durch die Lymphknoten transportiert.
Hunderte von Lymphknoten befinden sich im menschlichen Körper (z.B. im Bereich des Halses, des Darms, der Achselhöhle oder in der Leistengegend) und sind für die Beseitigung von Ablagerungen, die Regulierung des Proteingehalts der Lymphe, die Immunabwehr, die Rezirkulation von Lymphozyten und die Resorption von Wasser (ca. 5 bis 8 Liter pro Tag) verantwortlich.
Das Lymphsystem nimmt täglich ca. 10 Liter interstitielle Flüssigkeit auf.
Beim intakten Lymph-Abfluss transportieren die initialen Lymphgefässe, Gefässe mit blinden Enden und gefensterten Öffnungen, die Lymphflüssigkeit aus den Zellzwischenräumen.
Wenn der Abfluss von Lymphe behindert oder unterbrochen ist und die Menge der Flüssigkeit, die in die interstitiellen Zwischenräume fliesst, die Kapazität des Lymphsystems übersteigt, kann ein Lymphödem entstehen.
Das Lymphödem wird in zwei Unterarten eingeteilt: primäres (angeborenes) Lymphödem und sekundäres (erworbenes) Lymphödem.
Die folgenden Faktoren können Ursachen für ein Lymphödem sein oder zum Fortschreiten oder zur Verschlechterung eines bestehenden Lymphödems führen:
Je nach Krankheitsverlauf kann ein Lymphödem in drei Stadien unterteilt werden.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Lymphödeme zu behandeln. «Goldstandard» und Schlüsselbehandlung ist die komplexe physikalische Entstauungstherapie (KPE).
Die komplexe physikalische Entstauungstherapie (KPE) basiert auf zwei Säulen: manuelle Lymphdrainage (MLD) und medizinische Kompressionsversorgung. Diese beiden Säulen werden durch Hautpflege, Ernährungsumstellungen und Übungen ergänzt.
Das Behandlungsziel in der ersten Phase der KPE ist es, das Volumen so weit wie möglich zu reduzieren (Entstauungsphase). In der Regel besteht die medizinische Kompression in dieser Phase aus einer mehrschichtigen Bandage, die von einem Therapeuten oder einer anderen medizinischen Fachkraft angelegt wird und täglich ausgetauscht werden muss. Die erste Phase der KPE dauert je nach Ausmass und Stadium des Lymphödems zwischen 2 und 6 Wochen. Hautpflege ist ebenfalls sehr wichtig.
In der zweiten Phase der KPE – Erhaltungsphase genannt – ist das Ziel, die in der ersten Phase erzielte Volumenreduzierung zu erhalten und zu optimieren. Medizinische Kompression mit flachgestrickter Kompressionskleidung, Hautpflege, Bewegung und wiederholte MLD nach Bedarf sind die Hauptelemente der Behandlung.
Es gibt verschiedene Produkte, die für die Kompressionstherapie bei Lymphödemen verwendet werden.
Ist der Lymphfluss chronisch gestört, reichert sich die proteinreiche Flüssigkeit im Weichgewebe an, und die geschwollenen Körperteile entzünden sich. Zudem ist die Funktion des Immunsystems eingeschränkt, da das Lymphsystem beeinträchtigt ist. Selbst eine kleine Verletzung an Ihrem Arm oder Bein kann ein Eintrittspunkt für Infektionen (wie Cellulitis) oder schwere Entzündungen sein. Daher ist es wichtig, dass Sie die Integrität Ihrer Haut erhalten und Hautprobleme sorgfältig behandeln. Auf diese Weise minimieren Sie das Infektionsrisiko.
Zu den Prinzipien der Hautpflege gehören:
Die tägliche Bewegungen der Gliedmassen (Muskelpump-Übungen; z.B. Gehen, Yoga, Radfahren, Treppensteigen) ist insbesondere in Kombination mit einer externen Kompression der Gliedmassen nutzbringend.
Anhaltende, asymmetrische und schmerzlose Schwellungen an einer oder mehreren Gliedmassen mit einem ziehenden Gefühl können ein Zeichen für ein beeinträchtigtes Lymphsystem sein. Wenn andere Familienmitglieder ebenfalls von Schwellungen der Gliedmassen oder Lymphödem betroffen sind oder wenn Sie in der Vergangenheit eine Behandlung oder Operation für Krebs hatten, bei der Lymphknoten entfernt werden mussten, wird empfohlen, sich an Ihren Arzt zu wenden, um zu klären, ob Sie an einem Lymphödem leiden.